Einführung
Wer über Radsport spricht, kommt an einem Namen nicht vorbei: Fausto Coppi. Der „Campionissimo“ – Champion der Champions – war weit mehr als nur ein erfolgreicher Rennfahrer. Er war der Mann, der den modernen Straßenradsport formte, Technik und Taktik neu definierte und bis heute als Stilikone in Erinnerung bleibt. Sein Vermächtnis lebt nicht nur durch seine Siege weiter, sondern auch durch die Fahrräder, auf denen er Geschichte schrieb – und die später seinen Namen trugen.
Aufstieg einer Legende
Geboren 1919 in Castellania, Piemont, entdeckte Fausto Coppi schon früh seine Leidenschaft fürs Rad. Mit einer außergewöhnlichen Mischung aus Leichtigkeit am Berg, taktischem Gespür und technischem Feinsinn avancierte er schnell zum Wunderkind des italienischen Radsports.
Sein Durchbruch kam 1940, als er mit nur 20 Jahren den Giro d’Italia gewann – der jüngste Sieger in der Geschichte des Rennens. Damit begann eine Ära, die ihn an die Spitze der größten Rennen der Welt führte.
Triumphe und Teams
Während seiner Karriere trug Coppi die Trikots legendärer Teams:
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Legnano (1940–1942)
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Bianchi (1945–1956)
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Tricofilina Coppi (1956–1957)
Seine größten Erfolge sprechen für sich:
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5× Giro d’Italia (1940, 1947, 1949, 1952, 1953)
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2× Tour de France (1949, 1952)
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Straßenweltmeister (1953)
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Stundenweltrekord (45,798 km, 1942)
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Paris–Roubaix, Mailand–Sanremo, Giro di Lombardia – mehrfache Siege
Besonders legendär: sein Doppelsieg beim Giro und der Tour im selben Jahr (1949, 1952) – eine Leistung, die bis heute selten geblieben ist.
Coppi und die Maschinen seiner Erfolge
Fausto Coppi war nicht nur ein außergewöhnlicher Fahrer, sondern auch ein Perfektionist in Sachen Material.
Die Legnano-Jahre
Anfangs fuhr Coppi auf Legnano-Rädern, erkennbar an ihrer olivgrünen Lackierung. Diese robusten, eleganten Räder waren typisch für italienische Handwerkskunst jener Zeit.
Die Bianchi-Ära
Mit seinem Wechsel zu Bianchi begann die goldene Phase seiner Karriere. Auf den himmelblauen Bianchi Specialissima-Modellen schrieb Coppi Geschichte. Diese Räder, ausgestattet mit Campagnolo-Schaltungen und feinstem Columbus-Stahl, vereinten Ästhetik mit Innovation.
Ob bei der Tour de France oder dem Giro – Coppi vertraute stets auf perfekt abgestimmte Bianchi-Rennmaschinen. Diese Fahrräder sind bis heute begehrte Sammlerstücke.
Die Marke Coppi – Fahrräder für die Ewigkeit
Nach seiner aktiven Laufbahn gründete Coppi gemeinsam mit seinem Bruder Serse Coppi eine eigene Fahrradmarke. Ziel war es, den Geist seiner Rennerfolge in hochwertigen Rennrädern für ambitionierte Fahrer weiterleben zu lassen. Produziert wurden diese Räder in Zusammenarbeit mit der traditionsreichen italienischen Firma Fiorelli aus Novi Ligure, weshalb viele Rahmen sowohl den Namen Coppi als auch Fiorelli tragen.
Berühmte Modelle der Coppi-Manufaktur:
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Coppi Campionissimo
Ein klassisches Rennrad, benannt nach Coppis legendärem Spitznamen. Hergestellt aus hochwertigen Columbus SL-Rohren, ausgestattet mit präzise gelöteten Muffen und filigranen Ausfallenden. Typisch sind verchromte Kettenstreben und Gabelenden sowie eine elegante Lackierung in klassischen Farben wie Pearl White oder Celeste. Dieses Modell war vor allem für Langstreckenrennen konzipiert und bestach durch Komfort und Stabilität. -
Coppi San Remo
Benannt nach dem Rennen, das Coppi fünfmal gewann, zeichnet sich dieses Modell durch eine sportlichere, rennorientierte Geometrie aus. Auch hier kam meist Columbus SL- oder Columbus Cromor-Stahl zum Einsatz. Typisch waren schlanke Sitzstreben, verchromte Hinterbauten und edle Dekore. Ideal für Fahrer, die ein agiles, leichtes Vintage-Rennrad suchten. -
Coppi Professional
Ein High-End-Modell für den ambitionierten Wettkampffahrer. Es verfügte über Columbus SLX-Rohre mit innenliegenden Spiralfurchen zur Steifigkeitssteigerung. Markant waren verchromte Muffen, ein verstärkter Tretlagerbereich und hochwertige Campagnolo-Komponenten. Dieses Modell wurde besonders in den 1980er-Jahren gebaut und richtete sich an Rennfahrer, die modernste Technik in klassischem Stahlrahmen suchten. -
Fiorelli Coppi
Unter der Marke Fiorelli-Coppi erschienen zahlreiche Modelle, die sich an der Coppi-Ästhetik orientierten, aber in größerer Stückzahl produziert wurden. Diese Räder waren in den 1960er bis 1980er-Jahren beliebt und kombinierten hochwertige italienische Verarbeitung mit erschwinglicherer Ausstattung. Typisch waren Rahmen aus Columbus Aelle- oder Cromor-Rohren, elegante Chromdetails und das markante Coppi-Fiorelli-Logo am Steuerrohr.
Diese Fahrräder kombinieren italienische Handwerkskunst mit zeitlosem Design und zählen heute zu den begehrtesten Vintage-Rennrädern – nicht nur für Eroica-Events.
Coppis Erbe – Mehr als nur Siege
Fausto Coppi war ein Pionier. Er war einer der ersten Profis, der systematisches Training, spezielle Ernährung und Aerodynamik ins Zentrum stellte. Seine Rivalität mit Gino Bartali spaltete ein ganzes Land – Nord gegen Süd, Moderne gegen Tradition.
Coppi starb tragisch früh, 1960 an Malaria, doch seine Bedeutung ist unvergänglich. In Italien genießt er fast mythischen Status. Seine Räder, seine Siege und seine Eleganz prägen bis heute die Welt der Vintage-Rennräder.
Warum ein Coppi-Rad heute noch fasziniert
Wer ein originales Coppi oder Bianchi aus Coppis Ära besitzt, hält mehr als nur ein Fahrrad in Händen. Es ist ein Stück italienischer Rennsportgeschichte, gefertigt mit Leidenschaft und Detailverliebtheit.
Für Sammler, Eroica-Fahrer und Liebhaber klassischer Stahlrahmen sind Coppi-Räder wahre Juwelen – ob restauriert oder im Originalzustand.
Fazit
Fausto Coppi bleibt unerreicht – als Sportler, Innovator und Ästhet. Seine Erfolge auf den Straßen Europas und die Fahrräder, die seinen Namen tragen, erzählen Geschichten von Leidenschaft, Stil und italienischer Ingenieurskunst. Wer ein Coppi-Rad fährt, fährt nicht einfach – er zelebriert Geschichte.